Hundertwasserhaus Plochingen
Geschichte des Hauses 
Heinz M. Springmann: Mittler für den Meister
Heinz M. Springmann
Foto: Herba-Verlag
Aus dem Buch "Der Regenturm von Friedensreich Hundertwasser"





Hundertwasserhaus Plochingen
Foto WerHof






Text aus : Das Plochinger Wohn- und Geschäftshaus mit dem Hundertwasserhof ©1994 Moll Concept Bauträger GmbH, Gruibingen
 
„Als der Vertrag mit Herrn Hundertwasser abgeschlossen war, habe ich mich als Architekt aus dem Innenhof zurückgezogen. Ich habe versucht, Hundertwasser zu verstehen und seine Gedanken, seine Ideen, seine Arbeitsweise als Mittler auf der Baustelle umzusetzen“. So erwuchs aus der ersten Begegnung zwischen dem Künstler Friedensreich Hundertwasser und dem Architekten Heinz M. Springmann Verständnis, entwickelte sich ein spannungsreicher, aber fruchtbarer Dialog und schließlich Freundschaft. Wenn Hundertwasser das Projekt in Plochingen heute als eine seiner drei besten Architekturarbeiten bezeichnet, so hat der Architekt Heinz M.Springmann einen wesentlichen Anteil daran.
Meister Hundertwasser ist Künstler und begründet seine Entscheidungen nicht. Er lebt in seiner eigenen Gedankenwelt, erlebt die Beziehungen zwischen Mensch und Natur mit ungeheurer Intensität, will beiden helfen und entwickelt daraus seine Ideen:
Spontan, aus dem Gefühl, aus demmomentanen Eindruck, aus dem Bauch heraus. Springmann ist im gefolgt, ist sensibel in seine Gedankenwelt hineingewachsen, hat seine plötzlichen Sprünge verkraftet und hat dem Künstler die technischen und handwerklichen Lösungen für immer neue Herausforderungen angeboten. Und er hat es verstanden – vielleicht sein größtes Werk-, die Vorstellungen des Meisters auf der Baustelle zu verwirklichen, sie den Planern zu übersetzen und die Handwerker zu motivieren und zu begeistern. Eine Aufgabe, die nachempfunden sein will. Denn hier wurde von den Ausführenden alles verlangt, was zutiefst gegen die Erziehung und die tägliche Realität der Arbeitswelt verstieß. Richtlinien und das Richtscheit, an dem sich sonst alles so beruhigend ausrichtet galten nichts, für viele Arbeiten gab es keine 1 : 50 Pläne als verbindlichen Halt, und die ein Leben lang geübte gerade Linie, für die schon der Schuljunge gelobt wurde, nennt Meister Hundertwasser gottlos. Unebenheit, Unregelmäßigkeit, Unruhe halten Einzug in den Bau. War in der Auseinandersetzung mit dem Meister vor allem der Techniker Springmann gefragt, der sich einfallen lässt, wie das Regenwasser abgeleitet werden kann, wenn die Begrünung in die Schräge bis unter die Dachpfannen geführt werden soll, so war vor Ort der Mensch gefordert, der erklärt, ermutigt, begeistert und wieder bremst, wenn die Wellen dann plötzlich buchstäblich zu hoch schlagen.
Heinz M. Springmann bezeichnet die Zusammenarbeit mit Hundertwasser als ein einmaliges Erlebnis, das, wie er sagt, auch einmalig bleiben muss. Schon während der Bauzeit konnte er sich dank eines großen Büros immer wieder auf andere Objekte, auf Springmannbauten, zurückziehen, um hier sein eigenes Architekturverständnis zu verwirklichen. Seine Arbeit für Hundertwasser in umfassendem Sinn als Dienstleistung verstanden zu haben, ist seine bemerkenswerte Leistung und sein Verdienst am Zauber dieses Werks.